Geisenheimer Transferprogramm für artenreichen und multifunktionalen Weinbau (GeisTreich)
Ansprechperson:
Projektbeteiligte:
Das Projekt GeisTreich geht eine der großen Herausforderungen unserer Zeit an, indem Lösungsstrategien für eine zukunftsweisende Landwirtschaft am Beispiel des Weinbaus und eine nachhaltige Kulturlandschaftsentwicklung in den Blick genommen werden. Angesichts des Klimawandels, des intensiven Ressourcenverbrauchs im Weinbau und des Verlusts der Arten- und Strukturvielfalt in der weinbaulich geprägten Kulturlandschaft ist der Druck groß, wirtschaftlich tragfähig und praktikabel innovative Konzepte für eine Transformation zu entwickeln.
Übergeordnetes Ziel von GeisTreich ist die Stärkung des forschungsbasierten Wissens- und Technologietransfers der Hochschule Geisenheim University (HGU) im Hinblick auf diese Herausforderungen, die der von weinbaulicher Bewirtschaftung geprägten Region Rheingau bevorstehen. Das Projekt adressiert zwei Handlungsfelder. Das Handlungsfeld „Weinbau der Zukunft“ hat die Innovationspotenziale beim Weinbau im Blick. Das zweite Handlungsfeld „Transformation der Kulturlandschaft“ bezieht sich auf das Potenzial für mehr Biodiversität, Ökosystemleistungen und Multifunktionalität in der Weinbergsflur und der weinbaugeprägten Kulturlandschaft. Über neue und innovative Formate sollen gemeinsam mit regionalen Akteur*innen Lösungsstrategien für die Entwicklung nachhaltiger Anbausysteme und artenreicher, attraktiver Kulturlandschaften erarbeitet werden.
Die HGU möchte zusammen mit dem ISOE diesen Veränderungsprozess durch die Etablierung von Innovationslaboren als Experimentier- und Demonstrationsräume für die Entwicklung zukunftsfähiger Anbausysteme sowie durch Lehr-, Lern- und Erlebnisräume für eine multifunktionale, artenreiche Kulturlandschaft aktiv gestalten.
Für das Handlungsfeld des Weinbaus der Zukunft ist eine Reihe von Expert*innen-Workshops z.B. zu Agroforstsystemen, Multicropping oder Agro-Photovoltaik-Systemen vorgesehen, um eine branchenübergreifende Zusammenarbeit zu initiieren und damit die Spielräume für Mehrgewinnstrategien durch einen multifunktionalen Weinbau auszuloten und zu erweitern. Demonstrationsflächen zeigen umsetzbare Ideen auf (z.B. beim Thema Agro-PV), Experimentierflächen dienen als Innovationslabore für die Umsetzung konkreter Ideen aus der Praxis, z.B. im Bereich Multicropping und Pestizidreduktion. Landschaftslabore adressieren die Kulturlandschaft und eröffnen einen Raum für den Dialog zwischen Akteur*innen mit Veränderungsideen, Wissenschaftler*innen und Expert*innen, aktivieren die Fantasie der Teilnehmenden und wecken Interesse, aktiv und kreativ nach Lösungen zu suchen. Ziel ist, Landschaftsbewusstsein, Identifikation und Handlungsräume für eine nachhaltige Gestaltung der Landschaft zu stärken.
Relevante Zielgruppen des Vorhabens sind insbesondere die Akteur*innen der Weinwirtschaft (Weingüter, Handelsunternehmen), Behörden (Weinbauämter, Naturschutz, Flurneuordnung, Wasserwirtschaft), Verbände und Organisationen sowie die regionale Öffentlichkeit. Weitere Adressat*innen sind Studierende insbesondere des Wein- und Gartenbaus, der Agrarwissenschaften, der Landschaftsplanung und des Naturschutzes sowie die Öffentlichkeit als Nutzer*innen der regionalen Kulturlandschaft. Letztere Zielgruppe umfasst explizit auch die Schüler*innen der regionalen Schulen. Die geographische Lage der HGU an einer unmittelbaren Schnittstelle zwischen ländlichem Raum (Weinbaugebiet Rheingau, Naturpark Rhein-Taunus) und städtischem Ballungsgebiet (Rhein-Main Gebiet) bietet für die Bearbeitung dieser Themen hervorragende Voraussetzungen.